Klettersteigwoche am Gardasee

Gelungener Auftakt in den Bergsommer

30.04.2023

Ostern liegt hinter uns und der Frühling sollte längst begonnen haben. Trotzdem begleitet uns das Schmuddelwetter auf der Anfahrt bis Innsbruck: Ein Rückblick auf unsere Klettesteig-Woche am Gardasee

Knapp drei Stunden später sitzen wir auf dem Balkon unserer Ferienwohnung in Riva del Garda und es ist Frühling! In den nächsten Tagen erkunden wir einige Klettersteige, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Anfahrt mit dem Auto dauert jeweils maximal eine halbe Stunde. Der Zustieg zur Via Ferrata dell' Amicizia beginnt direkt vor unserer Ferienwohnung. Dieser Klettersteig ist mit B/C kategorisiert. Aber das heißt nichts.

Wie schwer ist eine Leiter, deren Ende man nicht sehen kann?

Mittags haben wir das Leiter-Diplom bestanden und stehen auf dem Gipfel, der Cima SAT. Statt des direkten Abstiegs wählen wir eine lange Rundtour durch Tunnel und Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg an der Cima Rocca und Cima Capi. Diese Wege sind teilweise mit Drahtseil versichert und werden als Ferratas Camminamenti, Foletti und Susatti (A/B, Stellen B) bezeichnet. Im Auf und Ab über 12,5 km kommen 1.300 Höhenmeter zusammen. Nach zehn Stunden haben wir es geschafft und genießen den Sonnenuntergang mit Blick auf die Altstadt und den See. Der Monte Albano-Klettersteig über Mori ist ein toller Sportklettersteig (C/D), in dem sich mit Klammern entschärfte, steile Passagen mit interessanten Bändern abwechseln. Während der gesamten Tour hat man einen schönen Blick auf den Talort zwischen Weingärten und Olivenhainen. Mit Zu- und Abstieg dauert der Klettersteig etwas über drei Stunden. Nachmittags genießen wir ein Eis in Rivas Nachbarort Arco. Unser Tipp: Gelateria naturale in der Via Giovanni Segantini 91.

Arco ist bei Kletterern weltberühmt. Und so reiht sich in der Altstadt ein Kletterladen an den nächsten. Abends machen wir noch einen Abstecher zum Tenno-See. Dort wurde vor wenigen Jahren der Ballino-Klettersteig neben dem dortigen Wasserfall Rio Ruzza zu einem 140 Meter hohen Action-Klettersteig mit Seilbrücken, Trittmulden und Strickleiter verlängert (C, 2 ½ Stunden). Der Che Guevara-Klettersteig über Sarche ist ein herrlich alpiner Klettersteig, in dem viele leichte Kraxelstellen ohne Sicherung zu überwinden sind. Allerdings wird der Klettersteig seit Jahren saniert. Wir haben vorher gründlich recherchiert: Das Drahtseil ist nur noch an zwei kurzen ausgesetzten Stellen unterbrochen. Des-halb nehmen wir ein Seil mit, das jedoch im Rucksack bleibt. Angeblich ist der Klettersteig mit C bewertet. Uns kommt er aber viel einfacher vor. Die Schwierigkeiten liegen eher in der Länge der ausgedehnten Tagestour. Der Weg zum Gipfelkreuz des Monte Casale verläuft durch die fast 1.400 Meter hohe Felswand. Von dort oben haben wir einen fantastischen Ausblick auf die teils schneebedeckten Berge. Bei diesem Anblick wird uns klar, dass es für den Giulio Segata-Klettersteig noch zu früh im Jahr ist, und so streichen wir ihn gedanklich von unserer Liste.

Unser ganz persönliches Highlight ist der Sentiero Contrabbandieri Massimo Torti unterhalb des Ortes Pregasina. Der Schmugglerweg verläuft in 200 Metern Höhe über dem Ufer des Gardasees. Man sollte stehen bleiben, um den herrlichen Ausblick über den See zu genießen und den Segelbooten zuzusehen. Eigentlich handelt es sich gar nicht um einen Klettersteig, sondern um ein 1 km langes, schmales Felsband, das zwar mit reichlich Zwischensicherungen, jedoch nicht mit einem Stahlseil versehen ist. Man braucht ein eigenes Seil und Karabiner, um an einigen heiklen Stellen sichern zu können. Lediglich für einen weiten Spreizschritt und für einige besonders luftige Meter am Ende des Steigs kann das Klettersteigset in ein Drahtseil eingehängt werden (Stellen D). Mit dem Zu- und Rückmarsch aus Riva del Garda auf dem Wander- und Radweg am Westufer ergibt sich eine grandiose, 13 km lange Tagestour. Kennst du auch schöne Klettersteige oder hast Lust auf gemeinsame Touren, dann melde dich gerne bei uns: sonja.kuepper@outlook.de Sonja und Peter Küpper